von Lutz Hilken (Zevener Zeitung 10.09.25)
Deinstedt. CDU-Kandidatin Birgit Gramkow aus Deinstedt möchte 2026 Selsinger Samtgemeindebürgermeisterin werden. Dafür erfährt die 49-Jährige Unterstützung auch aus anderen Fraktionen. Im Gespräch schildert sie, was sie antreibt und wovor sie Respekt hat.
Amtsinhaber Gerhard Kahrs darf bei der Kommunalwahl 2026 aus Altersgründen nicht mehr antreten. Die jetzige Haupt-, Schul- und Personalamtsleiterin Birgit Gramkow möchte seine Nachfolge antreten. Die 49- Jährige soll am 22. September bei der Mitgliederversammlung des CDU-Gemeindeverbandes im Selsinger Hof nominiert werden.
„Im Vorstand fiel die Entscheidung relativ schnell auf Birgit“, sagt Verbandsvorsitzender Harald Hauschild. Die wiederum bekennt: „Das musste ich mir gut und intensiv überlegen – es ist ein Riesenschritt.“ Daher habe sie viele Gespräche geführt. Mit ihrem Mann, den beiden Kindern, mit Freunden. „Letztlich habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich gerne antreten möchte.“
Mit interner Lösung bisher gut gefahren im Rathaus
Damit käme es wie bei vorherigen Bürgermeistern zu einer internen Lösung. Denn Birgit Gramkow wirkt seit gut dreieinhalb Jahren im Selsinger Rathaus. „Man weiß, worauf man sich einlässt“, erklärt Harald Hauschild. „Ich gehe mal davon aus, dass kein anderer Kandidat seinen Hut noch in den Ring wirft.“ Wie fallen die Reaktionen auf die angekündigte Kandidatur aus? „Eigentlich durchweg positiv“, stellt Birgit Gramkow erfreut fest. Sowohl aus dem Rathaus als auch aus der Politik. Sie bezeichnet es als Idealzustand, breite Unterstützung zu haben.
Harald Hausschild ergänzt: „Es ist uns beiden wichtig, niemanden zu übergehen, darum haben wir vorab mit politischen Fraktionen gesprochen.“ Wissend, dass die CDU die bisher mit Abstand stärkste Kraft im Samtgemeinderat ist und inklusive Bürgermeister über 14 Sitze verfügt. Zum Vergleich: SPD (fünf Sitze) und Grüne (zwei Sitze) bilden eine Fraktion, die WFB-Fraktion hat drei Sitze, die AfD einen Sitz.
Kandidatin soll keine Parteisoldatin der CDU sein
„Es ist nicht so, dass sie als Parteisoldatin mit der CDU-Fahne loslaufen soll“, unterstreicht Harald Hauschild. „In der politischen Diskussion sprechen wir über die Sache, da ist die Parteizugehörigkeit nachrangig. Wir haben in vielen Entscheidungen versucht, einen Kompromiss mit allen zu finden. Das wird sich nicht ändern“, verspricht er. Was Birgit Gramkow motiviert? „Die Art und Weise, wie Verwaltung und Politik zusammenarbeiten, gemeinsam Lösungen finden und wie zwischen den Fraktionen miteinander gearbeitet wird.“ Ein gutes Miteinander ohne Hauen und Stechen. Zwar werde kontrovers diskutiert, doch immer um die Sache. „Nur so kann man gestalten, nicht nur verwalten“, so Birgit Gramkow. Nichts sei schlimmer, als ständig ausgebremst zu werden. „Im Rathaus weiß ich, dass ich mich auf jeden verlassen kann.“
Respekt vor finanzieller Lage der Kommune
Als Herausforderung sieht sie vor allem die Finanzen. „Es wird nicht einfacher, das ist das größte Problem.“ Ob der geplante Neubau des Selsinger Feuerwehrhauses oder der Umbau der Kläranlage, aber auch der stete Wandel in Schulen und Kitas, es gibt viele Aufgaben zu bewältigen. Daher wünscht sie sich eine gute und sachorientierte Zusammenarbeit, auch mit den Mitgliedsgemeinden. Ihr sei es wichtig, dass das so bleibt. „Es macht die Samtgemeinde lebenswert, dass alle zusammen an einem Strang ziehen.“ Während Birgit Gramkow im Privatleben Familie und Freunde wichtig sind, sie gerne Sport treibt und liest, misst sie dem Fakt, dass sie die erste Samtgemeindebürgermeisterin in der Geschichte der Kommune werden könnte, keine große Bedeutung bei: „Ich hatte in meiner ganzen beruflichen Laufbahn nie das Gefühl, dass ich benachteiligt war, weil ich eine Frau bin.“ Respekt hat sie grundsätzlich vor der Aufgabe und davor, an Amtsinhaber Gerhard Kahrs gemessen zu werden. „Es sind große Fußstapfen, in die ich treten möchte.“
Fraktionsübergreifende Unterstützung für Kandidatin
Dabei erfährt sie fraktionsübergreifend Unterstützung: Matthias Zeißig von den Grünen, die mit der SPD im Rat koalieren: „Wir freuen uns, mit Birgit eine sehr kompetente und bekannte
Kandidatin zu haben. Unsere Unterstützung hat sie voll und ganz. Die hätte sie aber auch als parteilose Kandidatin bekommen. Wir sind zuversichtlich, dass sie ihr Amt, genau wie Gerhard Kahrs, neutral und ohne parteipolitischen Anstrich ausüben wird.“ Das bestätigt Christian Winsemann (SPD): „Wir stehen voll hinter Birgit.“ WFB-Fraktionsvorsitzender Reinhard
Lindenberg betont ebenso die Unterstützung: In der Zusammenarbeit haben wir Frau Gramkow als kompetent, transparent und vertrauensvoll wahrgenommen“, geleitet von sachpolitischen
Erwägungen. „Wir haben mit Amtsnachfolgern aus dem eigenen Hause in Selsingen bisher gute Erfahrungen gemacht.“ Die WFB-Ratsfraktion wünsche sich Kontinuität. Die traue sie der Kandidatin zu. Reinhard Lindenberg benennt einen kleinen Nachteil: “ Mit ihrer Wahl würden wir eine kompetente Amtsleiterin verlieren. Es gelte also auch hier, eine geeignete Nachfolge zu finden.